Erschienen

am 01.01.2012

Vultur Die Legende

Der Vultur

Geheimnisse umringen ein tiefes dumpfes Schwarz an mysteriöser Magie,

doch sie sind nicht unlösbar.

Geheimnisse sind wie Rätsel,

deren Lösung solange im tiefen Dunkel verborgen bleibt,

bis ein kleiner Funke Weisheit sie ans Licht befördert.

(Jasmin Gärtner)

 

Zur gleichen Zeit bewegte sich der Vultur auf seinen Schwingen in Richtung Ivola.

Er aus der zweiten Generation der Vultur, war der mächtigste nach Alban der ehrwürdigen Eminenz.

Niemand schenkte dem riesigen Vogel am Himmel von Ivola seine Aufmerksamkeit. Daher beobachtete er vom Himmel aus, die im Regen dahineilenden Elfen mit seinen scharfen Geieraugen. Er fühlte sich so in der Nähe der vielen Elfen nicht besonders wohl, denn sein inneres Feuer brannte voller Ungeduld. Die Gier nach seiner Beute trieb ihn voran.

In seinem Kopf dröhnte der Wind und in seinen Ohren die Stimmen der auf den Straßen dahineilenden Elfen. Weiter folgte der Vultur seinem inneren Drang. Im Flug nahmen seine Ohren die Worte der Elfen auf und trieben ihn in Richtung Strand.

Er landete außerhalb von Ivola hinter einer Felsenklippe. Sein Blut gefror zu Eis, als er einen Elfenmann in einem Auto registrierte. Dieser Mann bog in Richtung einer Felsenklippe, zum Parallelmeer hin, ab. Es regnete jetzt in Strömen. Dennoch, der Jäger hatte seine Beute erfasst und lies sie nicht mehr aus den Augen. Der Jagdinstinkt schärfte die Sinne des Vulturs. Er zog einen schwarzen Umhang aus seinem Rucksack heraus und schwang ihn blitzschnell über seinen zur Hälfte gefiederten Körper.

Inzwischen war das Auto des männlichen Elfen auf einer kleinen Düne zum stehen gekommen. Ein wankender Mann, der seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden hatte, entledigte sich seiner Kleidung, bis hin auf eine kurze Hose und schritt im Eiltempo auf das Parallelmeer zu. Offensichtlich wollte er trotz des strömenden Regens baden gehen. Die Tür seines Autos hatte er achtlos offen stehen lassen.

Der Vultur folgte ihm unauffällig und hielt jedoch den Blick fest auf seine Beute gerichtet. Er hob seine klauenartigen Hände in die Höhe und breitete sie unter seinem Umhang aus.

Jetzt sprang er kurz in die Höhe und fiel den Elfenmann von hinten an, kurz bevor dieser das Parallelmeer erreicht hatte. Seine Hände mit den langen spitzen Klauen trieb er in den Hals seines Opfers hinein. Das Überraschungsmoment war sein größter Vorteil. Die Bösartigkeit des Vulturs traf den Elfenmann wie ein lähmender Schlag! In seinem Todeskampf benebelte es ihm die Sinne. Erneut hackte der mächtige Vultur seine Klauen in den Hals seines Opfers. Blut quoll aus dem Körper des Elfenmannes heraus, der Mörder jedoch, beachtete es nicht.

Aus der Kehle des Elfenmannes drang ein Keuchen und er schlug wild um sich, versuchte seinen Peiniger zu packen und fiel schließlich kraftlos und hart gegen den Körper des Vulturs. Die Wunden des Elfenmannes waren tödlich, sein Blut floss aus mehreren Wunden über den nassen Sand. Ein letztes Mal wand sich der Elfenmann in seinem Todeskampf, doch sein Körper fiel wie ein Sack Zement auf den Sand des Strandes. Sein Kopf fiel hart auf einen kleinen Felsbrocken. Die Schädeldecke des Opfers knirschte. Das Blut des Mannes rann jetzt dickflüssig über den Stein und versickerte in dem nassen Sand.

Das Herz des Vultur raste, seine innere Qual begann sich zu lösen. Voller Hunger und Gier stürzte er sich auf sein Opfer und riss es in Stücke. Die übrig gebliebenen Knochen warf er achtlos ins Meer. Gestärkt von seinem Mahl schwang er sich hoch in die Lüfte. Einige Momente kreiste er noch über dem Ort des Geschehens, um dann in Richtung Labyrinth der Felsen zu entschwinden.

Der nieder strömende Gewitterregen tat seinen Dienst. Das Blut des Opfers wurde von den Wellen des Parallelmeeres erfasst und in die Tiefen des Ozeans getragen. Eine schwache Brise führte den metallischen Geruch des Blutes noch kurz mit sich und verflog dann wie von Zauberhand im Regen des Gewitters.

Der Vultur hatte inzwischen das Labyrinth der Felsen erreicht. Seinen blutverschmierten Umhang hatte er weit drinnen im Parallelmeer abgeworfen. Nichts erinnerte mehr an das Gemetzel vom Strand in Ivola. Sein Jagdtrieb, sein ureigenster Trieb nach Nahrung war zu nächst gestillt.

Zufrieden steuerte er mit seinen Schwingen auf das Nest der Vultur zu. Es lag tief drinnen im unübersichtlichsten Teil des Labyrinths der Felsen.